Ostdeutsche Künstlerinnen

Bildende Künstlerinnen in der ehemaligen DDR auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt


Aufarbeitung und Dokumentation

Prinzipiell lässt sich feststellen, dass bildende Künstlerinnen im Kunst- und Kulturbereich des Landes marginalisiert sind, allerdings ist das nicht nur für Sachsen-Anhalt typisch, sondern betrifft die Präsenz bildender Künstlerinnen weltweit – und zwar Künstlerinnen in Geschichte und Gegenwart. So stellte die Studie des Deutschen Kulturrates Frauen in Kultur und Medien. Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge von 2016 heraus, dass die Repräsentation von Bildenden Künstlerinnen in den Galerien der Republik ca. 25% beträgt, in den Museen sind sie zu 12 – 16% vertreten. Dieses Missverhältnis hat sich bis heute kaum verändert.

 Auch für den Bereich, der das Leben und Wirken von Bildenden Künstlerinnen in der ehemaligen SBZ/DDR betrifft, gibt es keine übergreifenden Gesamtdarstellungen.

 

Die Werke von Künstlerinnen aus der SBZ/DDR tauchen in zeitgenössischen Ausstellungen weiterhin selten auf. Um einige aktuelle Beispiele zu nennen - in den stattgefundenen Überblicksausstellungen, z.B. in point of no return (Museum der Bildenden Künste Leipzig, 2019) waren beispielsweise von 54 Ausstellenden 10 Künstlerinnen beteiligt, das sind ca. 14%. Die Ausstellung Gegenstimmen. Kunst in der DDR 1976-1989 (Gropius Bau, 2016) zeigte 80 Kunstschaffende, davon waren 17 Beteiligte Künstlerinnen, also ca. 19 %. Auch wenn die SBZ/DDR schon seit geraumer Zeit der Vergangenheit angehören, so ist es doch eine aktuelle Aufgabe, die Erinnerung an Künstlerinnen dieser historischen Epoche zu wahren und darauf zu achten, dass ihr bedeutendes Werk nicht hinter der Sichtbarkeit ihrer Kollegen verschwindet.

 

Das Projekt will sich in einem begrenzten regionalen Ausschnitt, hier Sachsen-Anhalt, der Aufarbeitung und Dokumentation dieser historischen Fehlstellen widmen. Wichtig ist es uns ebenso - und hier vertreten wir auch den Standpunkt, der durch die Dresdner Debatte, angestoßen von Paul Kayser, in die Bewertung der DDR-Kunstlandschaft eingeführt wurde – von Kunst in der DDR zu sprechen anstatt von DDR-Kunst. Das immer noch vorherrschende Narrativ von der gelenkten Staatskunst in der DDR wird der Vielfalt der gewählten Ausdrucksmöglichkeiten auch von Künstlerinnen nicht gerecht. Dieser Nachweis soll erbracht werden. Wichtig ist auch, herauszuarbeiten, dass die Unterrepräsentation von Künstlerinnen nicht nur ein Phänomen der Jetztzeit ist, sondern dass auch die Kunst- und Kulturpolitik der SBZ/DDR ähnliche Auslassungen produziert hat, wie sich an den Katalogen der SBZ und den Katalogen zu den Bezirks- und DDR-Kunstausstellungen nachweisen lässt. Im Wissenschaftsbereich hat die historische Aufarbeitung und Neubewertung der Ostdeutschen Kunst eine neue Wichtigkeit erhalten, wie u.a. die Tagung Ostdeutsche Kunst – Bestandsaufnahme und Perspektiven, 14.-15.09.2023, in der Leopoldina in Halle (Saale) gezeigt hat. Die Arbeiten von Künstlerinnen in dieser Zeit sind jedoch immer noch ein Forschungsdesiderat. Hier wird dieses Projekt eine bedeutsame Lücke füllen.


Das Gesamtprojekt ist in seiner Struktur auf drei Jahre angelegt. Beginn war 2023, vom 01.07.2023 -31.12.2023 wurden wir  bereits vom Land Sachsen-Anhalt, der Saalesparkasse und vom Fachbreich Kultur der Stadt Halle gefördert. Das erste halbe Jahr diente der Recherche zu den Künstlerinnen aus der Zeit der DDR in Sachsen-Anhalt.  Nun soll es 2024 weiter gehen, sobald es die Fördermittellage zulässt.


Das Projekt wird gefördert von:

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